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Dschauli ( Gast )
Beiträge:

18.12.2009 03:51
Klopferer: Gibt es die überhaupt noch? Zitat · Antworten

Gibt`s die noch?

Die Klopferer in Vogtareuth? Eigentlich müßten sie auch diesen Dezember bereits ihren dritten Auftritt gehabt haben. Die Donnerstagabende im Dezember sind immer ihre Zeit gewesen. Dann haben sie sich beispielsweise in den Fünfziger Jahren irgend ein altes "Graffl" angezogen und sich noch dazu einen alten Perlonstrumpf über den Kopf gezogen. Damals kein Problem! Irgendwo lag schon einer herum.

Es wäre aber ein Wunder, wenn dieser Bubenbrauch bis heute durchgehalten hätte? Nein, diese Art von Mummenschanz dürfte sich selbst in Vogtareuth verloren haben. Welche Buben würden heutzutage solchermaßen durch "Bad Vogtareuth" tingeln.

Beim Fräulein Hesselbach gab`s ein Fuchzgerl, als wir bei ihr, zu zweit, eine Drehklingel betätigten. Ob uns diese liebenswürdige Lehrerin, die ihre Wohnung im Schulhaus hatte und nicht gerade besuchsverwöhnt war, uns damals identifizieren konnte, als wir unseren Weihnachtsspruch vom "Lichtlein in der kalten Wintersnacht" daher sagten, den einzigen, welchen wir "drauf" hatten? Wohl von der Stimme her könnte sie ihre "Pappenheimer" erkannt haben. Aber anmerken ließ sie sich dann doch nichts. Das Fuchzgerl,welches sie aus ihrem Geldbörserl zückte, erwies sich als der "Renner" des Abends. Denn im Krankenhaus, wo wir unerlaubt in ein Patientenzimmer einbrachen, vermochte uns der alte Mann, nicht mehr als nur eine trockene Semmel anzubieten.

Wir liefen auch noch durch die Bauernhöfe, klopften an der "Stubn". Und es gab "Platzl" oder Äpfel". Die "Platzl" waren recht, mit den Äpfeln fühlten wir uns billig abgespeist, "veräppelt". - Schon merkwürdig! An mehr vermag ich mich nicht zu erinnern. "Top oder Flop": Das ist es, was sich schon von Kindheit an dem Menschen einprägt.

Ich fürchte nur eines für Vogtareuth, der ganz Klopfererbrauch von seinerzeit dürfte inzwischen "geflopt" haben. "Halloween" ist nämlich vor zehn oder zwanzig Jahren mit all seinen dekorativen Auswüchsen über den Atlantik geschwappt und zwar bis nach Vogtareuth. Die Frauen weit und breit haben dieses karnevaleske "Event" begierig aufgegriffen und ihre Kinder dafür vereinnahmt. Jede Hausfrau und jede Mutter mußte auf diese Weise auch irgendwann den verpaßten Traumberuf zur Kenntnis nehmen: Decoratrice oder Decorateuse oder was weiß ich!

Der Kürbis vor der Haustür als dekoratives Element, der bringt`s. Der Kürbisgarten vor dem Sommerheisl, vor mehr als fuchzig Jahren? Ich wußte gar nicht, wem er gehörte. Ich wußte auch nicht, wozu er gut war. Ja, die BettSaicher-Ruebn auf dem Feld, die haben wir schon mal herausgerissen und gar nicht lang abgewaschen, gleich so daran rumgebissen. Ein bißl Hunger hatten wir eben immer. Wir haben das getan, wonach uns war. So gingen wir halt zum Klopfern. Mein Mutter hat mich dazu mitnichten hingeschickt, geschweige denn hingefahren.

Heute wird der Bub überall hingefahren, ob er will oder nicht. Zum Fußball, zum Nachhilfeunterricht, zur Musikschule, zum Flohmarkt für Kindersachen, zum Skibus, zum Vereinsheim, zum Pfarrheim, zur Schule und zur Halloweenparty sowieso. Nein, man zieht ihm möglicherweise sogar zuhause in Vogtareuth die Eishockeyschlittschuhe an und schmeißt ihn in Rosenheim vor dem Eishockeystadion raus.

Diese Buben sind heute für alles zu vermarkten. Nur eines: Das würde sich nicht "ausgehen". Wenn ihm die Mutter einen ihre halterlosen Nylonstrümpfe über den Kopf ziehen und zum "Klopfern" losschicken würde. Das wäre für den armen Kerl dann doch eine Nummer zu "schwul".

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